aber ich konnte es nicht akzeptieren und wollte immer weiter suchen, bis wir was gefunden hätten, um Chicco zu helfen.
Es gab immer wieder Zeiten, in denen sich die Abstände veränderten. Der maximale waren 4 Wochen Anfallsfrei, aber auch die Anfälle änderten sich. Eine lange Zeit hatte er immer nur zwei in Folge, dann vier, aber plötzlich wurden es immer mehr. So kam das Diazepam zum Einsatz, aber es wirkte nur bedingt. Manchmal wurde er sofort ruhig, und es war vorbei; andere Male hatte es überhaupt keine Wirkung.
Mein letzter Versuch war eine Tierärztin für innere Medizin, sie arbeitet auch mit Bioresonanz. Ihr Vorschlag war, Chicco auszutesten, um vielleicht da was erkennen zu können. Das Ergebnis gab mir Hoffnung. Chicco war ziemlich unbeschädigt; die Organe waren etwas angegriffen, aber noch reparabel, das Skelett war top. Die große Überraschung war, als sie sagte, er hat Borreliose, und das schon so lange, dass es das Nervensystem so angegriffen hat, dass es zu den Anfällen kommt. Sie hat mir die Hoffnung gegeben, dass jetzt wieder alles gut wird.
Das Dibro Be hatte ich schon vor der Behandlung ausgeschlichen, da die Nebenwirkungen zu groß waren und ich keinen Nutzen darin gesehen hatte, aber jetzt waren wir daran, das Luminal auszuschleichen.
Gestützt mit homöopathischen Alternativen setzten wir Woche für Woche eine halbe Tablette ab und entgifteten ihn gleichzeitig. Ich hatte wirklich das Gefühl, jetzt wird alles gut. Der Zeitraum zwischen den Anfällen verlängerte sich, es kam nur ein Anfall der kurz dauerte und keinerlei Nachsymptome aufwies. Auch die Anfälle, die dann noch kamen, waren nicht so stark und immer ein paar Stunden dazwischen.

Bis zum Mittwoch, den 02.06.2010. Chicco hatte schon nachts immer wieder gekrampft, den ganzen Tag über ging es so weiter. Nachmittags habe ich dann einen Termin bei der Tierärztin ausgemacht, die ihm Aufbauspritzen gab und ihn für eine halbe Stunde an das Bioresonanzgerät hängte, damit er zur Ruhe kam.
Er wirkte ruhiger, als wir heimfuhren. Dort angekommen, ließ ich ihn kurz in den Garten. Ich selber lief wie immer ums Haus, um die Balkontüre aufzumachen. Ich drehte mich noch um und sah, wie er mir nachschaute. Ich weiß nicht warum, aber ich beeilte mich, lief sofort in den Garten und rief ihn, und da sah ich ihn schon krampfend am Boden liegen.
Irgendetwas war anders als sonst. Ich hatte ein ganz blödes Gefühl, Chicco wirkte so vollkommen abwesend. Ich fing sofort an, ihm Diazepam zu geben; es wirkte nicht. Dann gab ich ihm im Zehn-Minuten-Takt Neurexan dazu. Nichts. Also kam nach und nach die Höchstdosis Diazepam: Es veränderte sich nichts. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit die ich mit ihm im Garten saß und um ihn gekämpft habe. Es gab kurze Pausen, aber er kam nicht mehr raus. Irgendwann hab ich dann den Tierarzt angerufen, er solle bitte schnell kommen. Und was ist: Er lässt mich ewig warten zumindest fühlte es sich so an so Unendlich lange.
Als er kam, hatte er gleich Zweifel, dass Chicco zurück kommt und hat mich auf die Wesensveränderung hingewiesen, die sein könnte, wenn Chicco doch wieder aufwacht. Er hatte ihm eine starke Narkose gegeben und meinte, damit sollte er die Nacht durchschlafen. Für den Fall das er aufwacht, hat er mir noch eine Spritze mit dem Mittel gegeben, die ich je zur Hälfte spritzen sollte, falls er wieder anfängt zu krampfen.

Also saß ich bei Chicco und passte auf ihn auf. Keine zwei Stunden später waren die Beine wieder aktiv, also die erste halbe Spritze, nach zwei Stunden ging es gleich so weiter. Wieder zwei Stunden später das gleiche Spiel, aber ich hatte nichts mehr, das ich ihm geben konnte. Also rief ich den Tierarzt aus dem Bett. Diesmal war er schnell da, mit Valium. Wir machten es wieder so, dass ich im zwei Stunden Takt nachspritzte, aber jedes Mal begann Chicco gleich wieder zu strampeln.
Da war klar: Es ist die Zeit gekommen, Abschied zu nehmen.
Also informierte ich den TA. Bis er kam, hielt ich Chicco fest. Als der TA da war, sagte ich ihm, dass es in Ordnung ist, dass er jetzt gehen darf und von seinen Schmerzen befreit sein wird. Er bekam die Spitze, und sein Herz hörte sofort auf zu schlagen, es muss eine wahnsinnige Erlösung für ihn gewesen sein. Ich weiß nicht, wann Chicco mich verlassen hat, aber ich glaube, seine Seele ist schon lange vor der Spritze weg gewesen.
Ich habe mich in der Nacht sehr alleine gelassen gefühlt ich verstand nicht warum der Tierarzt mich mit dieser Situation alleine gelassen hat, aber jetzt mit ein bisschen Abstand zu dem ganzen weiß ich das ich den besten TA an meiner Seite hatte den ich mir wünschen konnte, er hat uns lange begleitet mit dieser Krankheit und er wusste was ich verliere, ich denke jeder andere hätte ihn sofort eingeschläfert, aber er nicht er hat mir die Zeit gelassen bis ich die Entscheidung getroffen habe, bis ich sagen konnte jetzt ist es soweit der Kampf ist verloren. Ich denke wenn es anders gelaufen wäre würde ich mich heute noch Fragen ob das so richtig war und mir Vorwürfe machen. Daher kann ich jedem nur wünschen so einen TA zu haben.
Die Medikamente, die wir bekamen und die Nebenwirkungen:
- Lunimal- keine besonderen Auffälligkeiten, am Anfang etwas müder; aber das war schnell wieder in Ordnung.
- Dibro Be- dadurch wurde er sehr ruhig rannte nicht mehr. An Spielen mit anderen Hunden war auch nicht mehr zu denken, extreme Gewichtszunahme innerhalb kurzer Zeit.
- Diazepam- für den Notfall, hat selten gewirkt. Beim ersten Mal stand er 2 Tage komplett neben sich.
- Spascupreel-keine Wirkung.
- Neurexan- habe ich leider zu spät bekommen. So kann ich die Wirkung nicht beurteilen. Die Tierärztin sagte allerdings, dass viele Spezialisten es heute einsetzen und gute Erfolge damit haben.
Mein Bericht ist ziemlich zusammengefasst und doch sehr lang. Was man mit einem Epileptiker- Hund alles erlebt, sind zu viele Situationen und Emotionen, um sie ausführlich zu schildern. Es sind Verhaltensänderungen des Hundes und des Lebens des Besitzers, der sich komplett umstellen muss, der seinen Hund nicht mehr alleine lassen kann und will, der miterleben muss, wie aus einem jungen aktiven Hund ein frühzeitiger Senior wird, und man sich jeden Tag fragt, wie lange geht das noch gut.
Wer das mitgemacht hat, weiß, wie wichtig es ist, die Epilepsie zu erforschen und endlich ein Mittel zu finden, das allen betroffenen helfen kann.
Und ich wünsche jedem Besitzer eines epileptischen Hundes viel Kraft, Geduld und Durchhaltevermögen. Bei Chicco hatten wir keinen Erfolg mit der Behandlung aber es war ein Extremfall, man sollte immer vor Augen halten das es viele Hunde gibt die sehr gut damit leben können sei es durch die Medikamente oder dadurch das die Ursache gefunden wurde, es lohnt sich immer nach den Gründen zu suchen und alles zu versuchen was helfen kann.
Chicco, ich liebe Dich, du bist für immer bei mir!
Alle Bilder sind Eigentum der Verfasserin
© Sabine 2014
...............................................................................................................................................
Wenn du fachkompetete Begleitung und Unterstützung für deinen Hund brauchst, melde dich gerne an bei meiner etwas anderen Hundegruppe (seit 2006):
https://groups.io/g/hundevital

© Victoria Caesar - Alle Rechte vorbehalten
|