Hundeimpfungen

Hundeimpfungen

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Viele Impfungen sind absolut notwendig (Core-Impfungen), um schwere Krankheiten zu verhindern, wie beispielsweise Staupe, Leptospirose, Tollwut, Hepatitis und Parvovirose; andere wie z. B. die Borreliose-Impfung werden nicht als unbedingt notwendig (Non-Core-Impfungen) angesehen. Eine Beschreibung aller Impfungen befindet sich in den Impfempfehlungen des Tierärzteverbands. Dort sind auch alle zugelassenen Impfstoffe zu finden.

Die Tollwutimpfung

Die Tollwutimpfung ist die einzige innerhalb der EU vorgeschriebene Haustierimpfung, ohne deren Nachweis kein Grenzübertritt stattfinden kann. Sie ist daher für viele TierhalterInnen eine Notwendigkeit. Bis 2005 mussten Haustiere, die mit auf die Reise genommen werden sollten, jährlich gegen die Tollwut geimpft werden. Mit der Änderung der deutschen Tollwutverordnung (2005) sind die Impfintervalle zum Glück deutlich länger geworden. Infolge dieser Anpassung der deutschen Tollwutverordnung an die EU-Gesetzgebung müssen demnach Hunde und Katzen nicht mehr - wie früher - jedes Jahr gegen Tollwut geimpft werden. Maßgebend bei der Einreise in ein EU-Land mit einem Haustier ist folglich der tierärztliche Eintrag in den EU-Impfpass, der den Vermerk für die nächste fällige Impfung des Impfstoff-Herstellers enthalten muss.

Der Tollwut-Erreger heißt Rhabdovirus und wird durch Bisse übertragen. Der Verlauf der Erkrankung ist immer tödlich. Die Symptome der Tollwutinfektion sind Verhaltens- und Schluckstörungen, Speicheln, Krämpfe, Aggressivität, Lähmungen. Die Tollwut ist aufgrund der Gefährdung für den Menschen eine anzeigepflichtige Tierseuche, die bereits bei Verdacht der zuständigen Veterinärbehörde gemeldet werden muss. Allerdings sind sowohl Deutschland als auch die meisten westlichen EU-Länder mittlerweile tollwutfrei, auch wenn hin und wieder alte Hinweisschilder anzutreffen sind. Ebenfalls sind vereinzelt Fälle von Fledermaustollwut in Deutschland registriert worden, die zwar ein Risiko für Katzen, aber nicht für Hunde darstellt.

Dennoch muss nach wie vor bei Reisen in ein EU-Land und bei bestimmten Einsätzen des Haustiers eine Tollwutimpfung nachgewiesen werden. Eine Reihe von Impfstoffherstellern hat sich mittlerweile an die veränderte Gesetzeslage angepasst und bieten den mehrjährigen Impfstoff für Hunde (3 Jahre) und Katzen (4 Jahre) an, der auch allen veterinärmedizinischen Praxen zugänglich ist. Aus Sicht einiger Experten ist auch die dreijährliche Tollwutimpfung nicht in jedem Fall notwendig. Studien an der University of Wisconsin School of Veterinary Medicine ergaben eine wesentlich längere als dreijährige Immunität nach der Tollwutimpfung, z.b. diese hier: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32255911/

Auch der "Rabies Challenge Fund" , der seit Jahren zur Immunitätsdauer recherchiert und Studien durchführt, schreibt, dass die Immunität nach einer Tollwut-Imfpung auch 7 Jahre nach der Impfung noch fortbesteht. In Deutschland gelten wie erwähnt die Intervalle, die der jeweilige Hersteller vorschlägt.

Die Staupe-Impfung

Bei der Staupe handelt es sich um eine gefährliche Erkrankung (ähnlich den Masern in der Humanmedizin), die durch Tröpfcheninfektion von Tier zu Tier weitergegeben wird. Der Erreger ist ein Virus namens Morbillivirus. Die Symptome der Staupe sind Fieber, Augen- u. Nasenausfluss, feuchter Husten, Erbrechen, Durchfall, Lähmungen, Krämpfe und Zittern.

In den "Impfempfehlungen" des Bundesverbandes der praktizierenden Tierärzte (BPT) wird eine zwei- bis dreimalige Grundimmunisierung im Abstand von vier Wochen mit jährlicher Nachimpfung empfohlen. Dazu gibt es allerdings auch andere Meinungen. Professor Horzinek schrieb bereits 1999:

"Immunität gegen Masern hält lebenslang, und ich  weiß von keinem Veterinär, der von seinem Hausarzt eine jährliche Masernimpfung  verlangt. Aber die meisten Kleintierärzte in Europa revakzinieren Hunde jährlich  gegen Staupe, und Staupe ist nichts anderes als Hundemasern." (Marian Horzinek: Veterinary  Vaccines and Diagnostics, 1999). Trotzdem zählt in Deutschland die Staupe-Impfung von Welpen zu den Core- Impfungen.

Die Parvovirose-Impfung

Der Erreger ist das Canine Parvovirus, ein sehr widerstandsfähiges Virus, das über Speichel und Kot übertragen wird. Die Symptome der Parvovirose sind Erbrechen, blutiger Durchfall, Fieber, Apathie, Anorexie. Die Krankheit führt häufig zum Tod, aber bei frühzeitiger Behandlung stehen die Überlebenschancen für erwachsene Hunde gut, während Welpen in der Regel sehr rasch an Herzmuskelentzündung sterben. Auch hier wird eine zwei- bis dreimalige Grundimmunisierung im Abstand von 4 Wochen mit jährlicher Nachimpfung empfohlen. Laut wissenschaftlichen Studien reicht jedoch eine einmalige Nachimpfung, da der Impfschutz bis zu 15 Jahren oder länger vorhält. Auch diese Impfung ist unverzichtbar.

Die Hepatitis Contagiosa Canis (HCC)-Impfung

Bei der Hepatitis CC handelt es sich um eine ansteckende Leberentzündung. Der Erreger ist das Canine  Adenovirus 1 (CAV-1). Dieses Virus wird ebenfalls über Speichel und Kot übertragen und schädigt Leber, Nieren und Gefäße. Symptome sind Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen, Fieber, Appetitlosigkeit, Mandel-, Rachen- und Bindehautentzündungen. Hier wird ebenfalls eine zweimalige Grundimmunisierung im Abstand von 4 Wochen mit jährlicher Nachimpfung empfohlen. Da auch hier die Schutzdauer bis zu 15 Jahren, wahrscheinlich lebenslang währt, reicht eine einzige Nachimpfung nach der Grundimmunisierung.

Die Leptospirose-Impfung

Beim Leptospirose- Erreger handelt es sich um ein Bakterium. Die Ansteckung erfolgt entweder durch Kontakt mit infektiösem Urin, durch Bisse oder Hautläsionen. In stehenden Gewässern können Leptospiren wochenlang auch außerhalb eines Wirtsorganismus überleben. Die Symptome sind Fieber, Erbrechen, Appetitmangel, Magen-, Darm- und Nierenerkrankungen, Schwäche in den Hinterläufen, in schweren Fällen Gelbsucht und Bewegungsstörungen. Vom BPT (Bundesverband praktizierender Tierärzte) wird die zweimalige Grundimmunisierung im Abstand von 4 Wochen mit jährlicher bzw. halbjährlicher Nachimpfung empfohlen, und das, obgleich der Verband in seinen Empfehlungen wörtlich feststellt, dass die Ansteckung "vor allem durch die Serovare L. grippotyphosa, bratislava, pomona, saxkoebing, sejroe und seltener L. australis ausgelöst" wird, "gegen die der Impfstoff in der Regel nicht schützt, da diese Serovare nicht Bestandteile der in Deutschland zugelassenen Vakzinen sind" (vgl. ebenda).

Die in Deutschland verwendete Impfung schützt nur gegen 2 - 4 der insgesamt über 200 krankheitsauslösenden Leptospirenarten. Diese Impfung bietet also nur einen eingeschränkten Schutz gegen die Leptospirose. Drei Gründe würden trotzdem für eine Impfung sprechen:

1. Der Hund ist ansonsten gesund
2. Der Hund verträgt die Impfung gut (weiß man meistens, weil sie in der Regel bei der Grundimmunisierung mit 8, 12 und 16 Wochen und dann nochmal ab 15 Monaten) durchgeführt worden ist.
3. Der Hund lebt in einem gefährdeten Gebiet: Überträger sind vor allem Nager, Rinder, Schweine und Pferde.

Wenn der Hund geimpft ist, darf man sich nicht auf die Impfung verlassen aus den o.g. Gründen.

Die Impfung gegen Zwingerhusten

Der sogenannte Zwingerhusten kann natürlich auch Tiere befallen, die nicht in Zwingern leben, und betrifft Luftröhre und Bronchien. Bei den Erregern des Zwingerhustens (infektiöse Tracheabronchitits) handelt es sich überwiegend um Viren, zu denen sich später auch Bakterien gesellen können. Haupterreger ist das Canine Parainfluenza-Virus, das Canine Adenovius und das Bakterium Bordetella Bronchiseptica. Infizierte Tiere zeigen Abgeschlagenheit, Fieber und trockenen Husten.

Die Wirkung von vorbeugenden Impfungen gegen Zwingerhusten ist fraglich und wird auch von der Deutschen Impfkommission nicht als unverzichtbar angesehen. Im Falle von erhöhter Ansteckungsgefahr, z. B. in Tierheimen und -pensionen, Hundeschulen, etc. machen Impfungen Sinn, können allerdings nur einen Schutz gegen das Parainfluenza- Virus gewährleisten. Ein nasaler Impfstoff gegen Bordetella bronchiseptica kann ebenfalls in solchen Fällen sinnvoll sein.

Die Borreliose-Impfung

Die Borreliose-Impfung ist umstritten. Erkrankungen durch Borrelien treten beim Hund in Deutschland (anders als z.B. in den USA) eher selten auf. Die in Deutschland am häufigsten vorkommenden Erreger (Borrelia afzelii und Borrelia garinii) scheinen die Erkrankung erst gar nicht auszulösen. Nur der dritte, in Deutschland eher seltene Erreger (Borrelia burgdorferi sensu stricto) kann die Borreliose- Erkrankung hervorrufen. Die meisten serologischen Tests auf Borreliose (Tests auf Antikörper im Blut) können falsch positive wie falsch negative Ergebnisse hervorbringen.

Die beste Prophylaxe gegen die Borreliose ist ein wirksamer Zeckenschutz, am besten durch repellierende Substanzen, wie sie in manchen Zeckenhalsbändern vorkommen. Impfungen empfehlen sich besonders für Hunde, die durch häufigen Aufenthalt in Waldgebieten einem hohen Infektionsrisiko ausgesetzt sind. In solchen Fällen kann eine Impfung das Risiko einer Ansteckung verringern, aber nicht ganz ausschließen. Denn es ist nicht gesichert, dass durch eine Impfung eine Immunität gegen die bei uns dominierenden Borrelien-Arten erreicht werden kann. Im Fall, dass doch in seltenen Fällen eine Infektion stattgefunden hat, lässt sich diese mit einem geeigneten Antibiotikum in der Regel erfolgreich behandeln.

Die Babesiose-Impfung

Ähnlich verhält es sich mit der Babesiose-Impfung. Auch die Erreger der Babesiose werden durch Zecken übertragen und sind sehr verschiedenartig. Die Schutzwirkung der bisher vorhandenen Impfstoffe ist nicht zuverlässig.

Weiterführende Literatur:
*Ziegler, J. (2011): Hunde würden länger leben, wenn.....
*Peichl, M. (2009): Haustiere impfen mit Verstand
*O´Driscoll, C. (2005): Shock to the system

Anmerkung: Dieser Beitrag - sowie auch andere in diesem Portal - ersetzt keinesfalls den Besuch beim Tierarzt!

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