Harnwegsverstopfung bei Katzen

Harnwegsverstopfung bei Katzen

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Harnwegsobstruktionen (HO) sind weit verbreitet bei Katzen und können lebensbedrohlich sein. Laut einer Studie an der Koret Schule für Veterinärmedizin in Jerusalem, Israel, gibt es neue Nachweise, dass Trockenfutter und Harnwegsinfektionen bei Katzen in engem Zusammenhang stehen.

Eine kurze anatomische Erklärung: Die Harnröhre hat bei Katzen nur einen winzigen Durchmesser, und die von männlichen Katzen ist sogar noch enger, wenn auch länger, als die von weiblichen. Das ist auch der Grund dafür, dass man Harnröhren-Verstopfungen bei Katern häufiger sieht als bei Katzen.

Bei der Erkrankung HO wird die Harnröhre, die den Urin aus dem Organismus nach draußen leiten soll, von kleinsten Kristallen oder Steinchen verstopft, manchmal aber auch von entzündetem Zellmaterial.

Das Bedrohliche an der Sache ist, dass die Nieren ja trotz Harnstau weiter Urin produzieren, der sich in der Blase ansammelt und nicht nach draußen kann. Das ist nicht nur schmerzhaft, sondern kann auch sehr schnell zu einer Funktionsstörung der Nieren führen. Da die Nieren Abfallstoffe aus dem Körper filtern sollen, sammeln sich dort Gifte an, wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten. Eine Harnwegsobstruktion kann daher innerhalb von wenigen Tagen zum Tod der Katze führen.

Unser Chefkater Carlos (geb. 1994) wurde  mit 2 und 3 Jahren mehrfach tierärztlich wegen Harnwegsobstruktion behandelt, sollte schließlich eingeschläfert werden. Erst nach der Futterumstellung auf Rohfutter wurde er gesund und nie wieder von dieser schrecklichen Krankheit gebeutelt.

Eigentlich weiß man in der Fachwelt schon lange, welche Risikofaktoren diese schwere Erkrankung HO begünstigen. Dazu gibt es viele Untersuchungen mit einschlägigen Ergebnissen, z. B. auch die von Jodi L Westropp (1).

Zwar werden als Risikofaktoren auch immer wieder bestimmte Rassen wie Perser, Siamesen, Birma und andere genannt, die angeblich genetisch für HO prädestiniert seien, zusätzlich werden Lebensbedingungen wie reines Wohnungskatzen-Dasein, Übergewicht, wenig Bewegung und Kastration mitverantwortlich gemacht, aber die Fütterung mit Trockenfutter an Katzen, die sich in der Natur ausschließlich von Beutetieren ernähren, ist das Hauptrisiko, wie die Jerusalem-Studie belegte.

Diese Studie, die im Jahre 2011 im Journal of Feline Medicine and Surgery veröffentlicht und an 82 Katzen mit HO und einer gesunden Kontrollgruppe durchgeführt wurde (2), zeigt sehr deutlich den Zusammenhang zwischen Trockenfutter und Harnwegsobstruktion auf.

Bereits 1999 war übrigens einer der größten Futtermittelkonzerne (Waltham) zu einem ähnlichen Schluss gekommen (3). Zwar wollte Waltham eigentlich in seiner Studie nur die Vorzüge seines ansäuernden Diätfutters herausstellen, aber das interessante Ergebnis war in der Tat das gute Abschneiden der Katzen, die das Nassfutter bekamen, im Vergleich zu denjenigen, die trocken gefüttert wurden.

Obwohl diese Erkenntnisse nach inzwischen mindestens einem Jahrzehnt mittlerweile auch die Tierarztpraxen erreicht haben müssten, kann es TierhalterInnen immer noch passieren, dass sie mit ihren Katzen keine Aufklärung über die ungeeignete Fütterung mit Trockenfutter erhalten. Es kann sogar sein, dass einem Kater mit Harnwegsobstruktion mehrmals in kurzen Abständen operativ die Blase „ausgeräumt“ und zum besseren Abfließen sogar der Penis wegoperiert wird, der Tierarzt aber weiterhin die Fütterung mit Trockenfutter empfiehlt (vgl. auch die beiden Artikel "Katzenernährung und Gesundheit" sowie "Unsauberkeit - bitte nicht schimpfen").

Quellen:
(1) Jodi L Westropp: Risk factors in feline lower urinary tract disease
(2)    Segev G, Livne H, Ranen E, Lavy E.: Urethral obstruction in cats: predisposing factors, clinical, clinicopathological characteristics and prognosis. J Feline Med Surg. 2011 Feb;13(2):101-8.
(3)    Markwell PJ, Buffington CA, Chew DJ, Kendall MS, Harte JG, DiBartola SP.: Clinical evaluation of commercially available urinary acidification diets in the management of idiopathic cystitis in cats. J Am Vet Med Assoc. 1999 Feb 1;214(3):361-5.

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